alles Scheiße !?

Vor ein paar Tagen hatte ich einen Tweet abgesetzt der wohl etwas Erklärung braucht und da diese Erklärung nicht in 280 Zeichen passt, habe ich mich entschlossen diesen Beitrag zu schreiben.

Eins vorab: mir geht es soweit gut!

Aktuell bin ich in einer Situation die ziemlich an meinen Kräften zerrt und die ich nicht „einfach so“ von heute auf morgen bewältigen kann – das nagt. Neben meiner Tätigkeit als freier Projektmanager, dem ganzen Bloggen etc. gibt es noch meine Familie die für mich über allem steht und für die ich auch immer da sein werde, komme da was wolle. Gleichzeitig stellt mich eben genau diese Familie vor Aufgaben die man einerseits verarbeiten muss und dabei gleichzeitig auch noch dafür sorgen muss, dass alles weiter „wie gewohnt funktioniert“ damit es weitergehen kann. In meinem Fall ist es mein Ehrgeiz und das Versprechen das ich meiner Frau gegeben habe, dass sie und meine Kinder niemals wegen mir auf etwas verzichten müssen – Deswegen hat es auch so lange gedauert bis ich für das erste Kind bereit war, ich wollte nicht dass es auf etwas verzichten muss. Ich habe mir eingebildet das funktioniert. In den letzten 2 Jahren und meiner damit verbundenen Selbstständigkeit habe ich aber gemerkt, dass es doch schwerer ist als ich gedacht habe und auch das Leben oder Karma komplett unteschätzt.

Aktuell sieht es bei mir / uns so aus, dass ich zusammen mit meinen 3 Kids und meiner Frau in einer Wohnung wohne, die von der Fläche her eigentlich locker ausreicht für 5 Personen. Das ehemalige Arbeitszimmer ist im Februar dann in ein externes Büro gezogen da ich in der Wohnung mit den 3 Zwergen keine Chance mehr hatte in Ruhe zu arbeiten. Auch dieser Schritt war hinsichtlich Kosten etc. lang und breit durchgerechent und gründlich überlegt. Mit der Zeit hat sich dann auch die Situation etwas entspannt, da Kind 3 nun auch einen Krippenplatz hat und mein Frauchen so auch wieder ein paar mehr Stunden arbeiten kann als vorher. Kind 1 ist jetzt auch in der Schule und somit hat meine Frau auch neue Zeit gewonnen. Soweit die Idee, doch leider tritt das Leben einem dann manchmel schon mit Schwung in die Weichteile.

Es hatte eigentlich harmlos angefangen, das Kind 1 immer mehr Probleme in der Schule hatte. Anfangs haben wir es noch darauf geschoben, dass wir sie haben früher einschulen lassen, aber Kinderarzt, Erzieher und auch die Schule selbst hatte uns bestätigt, dass sie soweit sei und wir wollten sie auch aus dem Kindergarten raus haben, weil sie immer wieder kam und sagte, dass sie sich langweile.

Aktuell sieht das ganze aber anders aus, sie braucht die volle Aufmerksamkeit bei den Hausaufgaben, die sich je nach Situation auch mal über 3-4h hinziehen können und viel Tränen und Nerven kosten, auf beiden Seiten. Vor allem für meine Frau ist es ein echter Kampf, ich bin mittlerweile der, der dann schnell auf der Palme und mich verziehe. Vor einiger Zeit nun haben wir uns mit einer anderen Mutter unterhalten und uns über die Schulprobleme unsere Kinder unterhalten, dabei viel das erste mal das Wort „ADHS“. Klar ist das eigene Kind nie dacon betroffen aber der Gedanke setzt sich langsam fest und beginnt zu keimen, so dass man innerlich an diesem Punkt arbeitet und (natürlich) auch das Internet konsultiert – dort gibt es sehr viel zu dem Thema und man muss schon einiges wegfiltern, wenn man nicht verzweifeln will. Nachdem wir mehrer Abende dann darüber gesprochen hatten, kamen meine Frau und ich zu dem Entschluss unsere Tochter auf ADHS testen zu lassen, wobei das etwas mehr ist als ein einfacher Abstrich der in einem Labor untersucht werden kann. Dass es kein reines ADHS ist (also diese Zappelfilip Dings) war für und eigentlich klar, da unsere Tochter eher ein Träumerle ist und sich schnell ablenken lässt (Oh, eine Wolke schau mal – Mathe kann warten), das „H“ würde also wegfallen, womit wir dann bei ADS wären, was immer noch eine dämliche Abkürzung ohne Befund ist.

Das erste was wir machten, wir wollten ein Gespräch mit dem Kinderarzt, was wir jetzt machen könnten und ob/wie man unserer Tochter helfen könne. Das Problem dabei ist jedoch der alte Kinderarzt ist nicht mehr und der „neue“ ist nur eine Übergangslösung und kennt unsere Tochter nur aus den Krankenakten – trotzen haben wir um ein Gespräch gebeten und dieses auch bekommen. In dem Termin wurde uns dann lang und breit erklärt, dass es ja „den Anschein habe“ und „alle Symptome dafür sprechen“ – und was ganz wichtig für mich war es sich dabei nicht um eine Krankheit handle, sondern um ein Verhalten/ein Zustand. Als Schlussfolgerung wollte der Arzt dann gleich mit der Medikamtenkeule komme und unsere Tochter auf Retalin setzen – für mich ein NO GO. Vor allem, da der Arzt das alles aus einem Gespräch mit unserer Tochter diagnostiziert haben will. Gleichzeitig kam es in dem Gespräch auf die Intelligenz unseres Träumerchens – okay doof ist sie nicht unbedingt also konnte ich den IQ eines Stuhls erst einmal ausschließen aber wir bekamen den Hinweis, das ADS nicht selten in Kombination mit einem hohen IQ stehen würde, wofür wiederrum einige Dinge sprechen würden (kann sich Dinge rasend schnell merken und auch umsetzen, findet schnell Lösungen für Probleme etc.) sie bekommt halt nicht die Dinge die sie in der Schule beigebracht bekommt auf die Straße oder zumindest sehr schwer, meist mit der Aussage dass es zu langwelig sei.

Das was ich jetzt beschrieben habe ist in den letzten 3-4 Monaten passiert und hat eigentlich schon mit der Einschulung vor einem Jahr begonnen, seit dem versuche ich mein Versprechen dass ich meiner Frau gegeben habe einzuhalten und das kostet echt Zeit und Nerven, so dass ich in meiner Arbeit eigentlich mehr oder minder behindert werde. Ich selbst habe noch so viele Dinge vor oder auf dem Tisch liegen, die eben genau aus diesem Grund liegen bleiben und mich dann runterzeihen. Ich selbst merke, dass ich seit ca. 1,5 Jahren nicht mehr die Qualität abliefern kann die ich möchte. Schwierige Situation, aber langsam sind wir auf einem Weg der für mich vertretbar ist. Kein Arzt gibt meinem Kind ein Medikament ohne eine genaue Untersuchung, daher haben wir uns an der Teilnahme an einer Studie entschlossen in der über einen Zeitraum von 12 Monaten ziemlich alles untersucht wird was man in diesem Zusammenhang untersuchen kann und erst dann wird eine Diagnose gestellt, das alles erfolgt zusammen mit den Eltern und nicht auf einen Verdacht ihn weil das Kind sich mal für eine Stunde daneben benommen hat. Aber auch das kostet wieder Kraft und Zeit die ich eigentlich nicht habe, da ich mein Versprechen auf keinen Fall brechen will und die beiden anderen Kinder auf keinen Fall unter dem „Zustand“ leiden sollen.

Ich selbst muss wohl über mein Ego springen und meinen Dickschädel endlich in den Griff bekommen, vor allem offen darüber reden und nicht mit fadenscheinigen Ausreden kommen, wenn mal etwas nicht rechtzeitig fertig ist bzw. erledigt werden kann. Wer diese Situation nicht versteht kann sich (sorry) verpissen. Ich mach mich nicht wegen anderen kaputt, wenn dann will ich derjenige sein der andere kaputt macht und ihen zeigt wie es richtig funktioniert. Ich will derjenige sein der anderen Steine in den Weg legt. Ich will das schlechte Gewissen sein, dass nagt. Ich will, ich will, ich will…… Daher ist es für mich aktuell extrem verletzend, wenn ich in der aktuellen Situation für jemanden da bin und als Dank dann erstmal mit leeren Händen dastehe. Klar der mir gegenüber kennt meine Situation nicht, auch das ist ein Grund warum ich das hier niederschreibe. Zudem will ich nur fair gegenüber allen sein miz denen ich zu tun habe, im „Normalzustand“ kann man fast alles von mir bekommen, aber der „Normalzustand“ ist halt aktuell nicht. Ich muss meine Zeit aktuell sehr behutsam einsetzen und vor allem darauf achten, dass ich nicht wieder in die Depression abrutsche wegen der ich vor ein paar Jahren schon einmal behandelt wurde – ich darf mich nicht aus den Augen verlieren, auch wenn mein Kopf sagt ich solle mich lieber um die Probleme der anderen kümmern (so wie man mich eigentlich kennt).

Ich will mnich nicht entschuldigen, ich will dass man mich versteht und meine Situation zumindest zur Kenntnis nimmt, akzeptieren muss es niemand. Zudem muss ich weiterhin schauen, dass ich kleiner Jobs zu fairen Preisen annehme und nicht nur „damit Kohle reinkommt“, das ist der falsche Weg. Ich muss versuchen die gekürzte Zeit die mir aktuell zur Verfügung steht sinnvoll zu nutzen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Was das Zeil ist? Eigentlich hatte ich vor ein paar Jahren noch den Plan, wirklich diesen geilen Shice zu machen von dem ich immer geredet habe, aber dazu fehlt mir *trommelwirbel* die Zeit. Es ist ein Teufelskreis.Zudem kommt, dass ich mich selbst in letzter Zeit eigentlich sehr vernachlässige (zu viel Fastfood, zu viele Kippen, zu wenig Sport) obwohl ich das eigentlich gar nicht will, es die Situation aber so erzwingt.

Warum ich das alles jetzt hier aufschreibe? Ich glaube, dass ich stellenweise ein falsches Bild vermittle und immer nur die „heile und glückliche Welt“ zeige, es in Wirklichkeit aber gar nicht so ist. Aktuell ist jeder Tag für mich ein Kampf und ein abwägen von Dingen die ich schaffe oder einfach runterfallen lasse, weil ich es eh nicht hinbekommen würde. Der Kopf arbeitet 24/7 um Lösungen für eine Situation zu finden die er nicht beeinflussen kann, aber immer wieder gegen die Mauer „Ich muss für andere da sein“ rennt. Erschwerend kam gestern dann noch hinzu, dass Robert Basic plötzlich verstorben ist – weg von einem Moment auf den anderen und ich selbst Panik davor habe dass es mir ev. genauso gehen könnte, wenn ich mir meine Ernährung und meine körperlichen Zustand so ansehe. Irgendwie muss es für mich immer ein einschneidendes Erlebnis geben, damit ich etwas ändere, so war es z.B. auch damals der Tod von Robert Enke der mich dazu getrieben hat mich in Behandlung zu begeben um meine Depression behandeln zu lassen (ohne zu wissen, dass ich eine Depression habe – es hat sich nur etwas „falsch angefühlt“). Ev. hilft ja das hier nun alles die Dinge wieder auf die Reihe zu bekommen und manche Handlung von mir besser verstehen zu können. Zudem hat es mir ein wenig geholfen das alles aufzuschreiben.

So, jetzt könnt ihr mich in den Kommentaren hier beschimpfen oder mir hilfreiche/sinnlose Tipps geben. Mir egal was ihr macht, aber versteht bitte was ich euch sagen will: Ich bin noch da, laufe aktuell aber eher in einem niedrigen Gang. Das Feuer und die Lust ist noch da, muss momentan aber ausgebremst werden um nicht daran kaputt zu gehen.

  1. Fühl dich gedrückt!

    Hoffe dass ihr wieder in die Spur findet! Leider geht es nicht immer so wie man es auch gewünscht/Vorgestellt hat.
    Das Leben schafft es leider immer wieder einem Steine in den Weg zu legen…

    Die Kunst ist es aus diesen Steinen einen festen Weg zu bauen auf dem man laufen kann.

    Wenn du mal Hilfe brauchst melde dich gerne bei Twitter, vielleicht kann ich dir mal abnehmen wenn dir die Zeit/Kraft fehlt zumindest wenn es ums bloggen geht.

  2. Finde es toll, dass ihr die ADHS-Diagnose nicht allzu schnell angenommen habt.

    Möchte niemanden verteufeln, aber ADHS ist gefühlt dieser Tage die Universal-Diagnose, sobald ein Kind mal nicht 100 % durchschnittlich agiert.

    Drücke die Daumen, dass sich euer Leben bald wieder in möglichst geordnete Bahnen begibt und so wieder eines zum anderen findet.

    Kopf hoch.

    Mike

  3. Been there, done that. Wenn du jemanden zum Reden brauchst oder um über das Für und Wieder zu reden, oder um eine Zukunftsperspektive zu sehen, melde dich.

    Gerade die Zeit der Diagnostik ist extrem Zeit und Kraft-raubend. Es gibt bis dahin aber 2-15 Dinge, die man versuchen kann, wenn man Lehrer hat die mit spielen, und auch für zuhause gibt es das eine oder andere was man versuchen kann.
    Wie gesagt, melde dich wenn du schnacken willst.

    Ich wünsche euch viel Kraft, Ruhe und Verständnis.

  4. Mehr als Dich virtuell drücken kann ich nicht. Und Dir anzubieten, dass Du Dich jederzeit melden kannst, wenn ich auch nur evtl. etwas für Dich tun kann.

    Die Welt ist nicht immer heile – und sie wird es nie sein. Aber sie ist das, was wir daraus machen.

    Mein Kopf rattert seit gestern den ganzen Tag. Zig Anfänge im Kopf, einen Blogartikel zu dem Chaos in meinem Kopf gerade zu schreiben.

    Pass gut auf Dich auf. Und melde Dich, wenn ich was helfen kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert