Geschrieben auf 0auf42.de: Körperliches Downgrade

Okay, die Überschrift ist ev. ein wenig drastisch, aber wie sonst sollte ich das dramatisch formulieren, was mir Anfang Juni passiert ist? Wenn der Körper in ausgewachsenen Zustand einmal 100 % war und man durch eine OP etwas davon verliert, ist es doch ein Downgrade, oder?
Im Gegensatz dazu gibt es ja noch die „Upgrades“, wenn man z. B. Stellen im Körper durch Metallteile verstärkt bekommt (auch das habe ich schon hinter mir).

Um es kurz zu machen, die Idee den NYC-Marathon zu laufen geht mir immer noch immer durch den Kopf, aber im Juni dieses Jahres musste ich einen herben Rückschlag einstecken, der meinen Plan ev. zunichtemacht.

Was passiert ist? Also ich war gerade dabei meinen wöchentlichen Marathon abzuspulen, als ich aus dem Augenwinkel ein brennendes Haus gesehen habe, aus dem ein Kinderweinen zu hören war. Ohne lange nachzudenken, bin ich direkt in das Haus gerannt und habe mir das Kind gegriffen. Auf dem Weg aus der Flammenhölle habe ich durch den ganzen Rauch noch ein paar Katzenbabies gehört, die ich mir selbstverständlich unter den anderen Arm geklemmt habe. Als ich mich dann durch den Rauch kämpfte, bin ich leider auf dem Schutt ausgerutscht und habe mir das Knie verdreht. Mit letzter Kraft habe ich dann das Kind und die Babykätzchen aus dem Haus getragen und im Vorgarten vor Schmerzen zusammengebrochen. *

Der Körper oder besser das Knie hat einfach versagt. Schmerzen aus der Hölle und alles, was ich zu meiner Frau sagte, war: „Fahr mich ins Krankenhaus“. Nach 4h in der Notaufnahme und einmal röntgen war zumindest klar, dass nichts gebrochen war, mit einem dicken Salbenverband wurde ich wieder nach Hause geschickt, mit dem Hinweis mich am folgenden Werktag bei einem Orthopäden zu melden. Gesagt, getan. Auch dort wurde ich allerdings erst einmal vertröstet, da man ein Kernspin benötige, um Genaueres sagen zu können, also weiter zum nächsten Arzt gehumpelt und weiter gings. Als die Bilder dann gemacht waren und der Orthopäde sich das ganze einmal angeschaut hatte und mit viel “Mhhh. Ohhh.” und “So habe ich das ja noch nie gesehen” kommentiert wurde, war schnell klar, dass ich mir den Innenmeniskus gerissen hatte und eine OP fällig war. Termin war schnell gefunden, allerdings konnte man mir nicht sagen was passieren wird (Nähen? Komplett entfernen?), das könne man erst sagen, wenn man mich aufgemacht hätte.

Am 24. Juni war es dann so weit, morgens um 8 Uhr musste ich in der Tagesklinik auftauchen und um 11:30 lag ich zugedröhnt schon wieder daheim auf dem Sofa. Man musste mir den halben Innenmeniskus entfernen. Von den Schmerzen her war es auszuhalten, das hatte ich mir wesentlich schlimmer vorgestellt. Beim darauffolgenden Gespräch erwähnte ich, dass ich plane einen Marathon zu laufen und der Arzt sagte “Halber Meniskus, halber Marathon aus medizinischer Sicht”, was natürlich erst einmal ein Dämpfer war. Sollte der Traum vom Marathon geplatzt sein? Sagen wir mal so, ich schiebe das “große Ziel” des Marathons erst einmal an dritte Stelle. Zunächst will ich erst einmal wieder richtig gehen können, was jetzt nach 2 Monaten eigentlich ganz gut klappt, um mich dann langsam wieder an das “Joggen” heranzutasten, frühestens nach 3 Monaten also gegen Ende September sollte das auch wieder problemlos möglich sein, allerdings wurde das Ganze an eine Bedingung geknüpft: Ich müsse Abspecken.

Dass ich keine elfengleiche Figur habe, ist mir klar, aber aus medizinischer Sicht abzuspecken ist auch für mich neu. Was macht man da? Klar fragt man nen Arzt und selbstverständlich kann kann dir kein Arzt wirklich helfen wenn dein Wampe nicht “krankhaft” ist. Man bekommt ein paar gute Ratschläge und wird dann wieder aus dem Behandlungszimmer geleitet, Nicht-wirklich-hilfreich. Als ob ich diese guten Ratschläge nicht schon alle gehört habe, also ist man wieder auf sich alleine gestellt. Was soll´s dann halt ein neuer Versuch.

Der neue Versuch nennt sich “Intervall Fasten” also 8 Stunden hemmungslos alles in mich reinstopfen und dann 16h nichts in die Figur drücken. Das ganze klappt auch soweit recht gut, in 3 Wochen habe ich das diszipliniert durchgezogen und hab schon 6 kg runter und bringe aktuell 115 kg auf die Waage, auch längere Strecken gehen und Treppen steigen funktioniert bereits wieder schmerzfrei.

Anfang September will ich dann auch langsam mit dem Joggen anfangen. Die Idee mit dem von mir selbst gesteckten Ziel den New York – Marathon zu laufen will ich nicht aufgeben. Ich werde einfach kämpfen um so nah an dieses Ziel zu kommen wie es nur geht. Auch zwei halbe Marathons sind ein ganzer und ev. habe ich ja doch so viel Glück und schaffe es einmal trotzdem einen Marathon zu laufen. Bis dahin werde ich aber vermutlich auch noch einige km auf dem Rad verbringen, wobei auch hier demnächst eine Änderung ins Haus steht. Das VanMoof kommt Ende August weg und ich habe mir in den Kopf gesetzt mir dann ein Gravel-Bike zuszulegen, wobei ich an der Stelle von nichts eine Ahnung habe und da erst einmal moderat anfangen werde, bevor ich tausende von Euros einfach in den Sand setzen werde.

Es bleibt spannend, wie das ganze jetzt weitergeht, mit dem Knie, mit dem Joggen, mit dem eigenen Gewicht und mit dem Sport.

*schön wäre es, wenn es so gewesen wäre, aber diese Story klingt alle mal besser als: “Bei der Gartenarbeit das Knie verdreht”

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