Ich treib mich ja jetzt schon ein paar Jahre in diesem Internet rum, sei es vor den Kulissen oder auch hinter den Kulissen, aber in den letzten Jahren hat sich das Netz nicht unbedingt zu seinem Vorteil entwickelt. Die Inhalte die ich z.B. gerne gelesen habe wurden einfach nur noch oberflächlicher und auch austauschbarer.
Alle haben langsam aber sicher angefangen den gleichen Sing-Sang von sich zu geben, Schlimmer gefühlt hat man begonnen immer mehr voneinander abzuschreiben um immer mehr Inhalte schnell und „günstig“ ins Netz zu stellen. Sei es, dass man bei TheVerge oder Androidpolice einen Artikel 1:1 übersetzt oder gar ganze Passagen aus einem Artikel von stadt-bremerhaven oder mobiflip übernimmt und sich nicht einmal die Mühe macht diesen Umzuschreiben, man liest immer den gleichen Sing-Sang und dieses „abschreiben“ geht kreuz und quer, heute macht es notebookcheck bei smartdroid, morgen macht es nextpit bei golem. Welche Seite man in diesem Bereich auch öffnet, immer liest man das gleiche, in den meisten Fällen lediglich mit anderen Worten. Ev. liegt es an meiner Tech-Blase, in der ich mich immer noch recht stark bewege, aber das hat in den letzten 2-3 Jahren auch stark abgenommen. Irgendwann habe ich angefangen meine Newsquellen auszusortieren und so sind von ursprünglich 30-50 rss-Feeds heute noch 10 übrig und selbst diese lese ich nicht mehr aktiv, sondern scanne nur noch die Überschriften.
In einigen Fällen gibt es sogar News die lediglich die kurz vorher erhaltene Pressemitteilung 1:1 übernehmen. Für mich ein Lowlight der Kommunikation. Sicher bin ich da ev. etwas speziell und für ein paar Seiten scheint es zu funktionieren, andere haben da über die Jahre hinweg allerdings auch schon aufgegeben. Einige der Leute kenn ich ja und frage mich, ob sie das selbst nicht anödet oder ob sie schon so eingefahren sind, dass sie es nicht mehr merken.
Mir fällt sowas leider auf und ich könnte mir auch vorstellen, dass es auch anderen Usern auffällt und die zukünftig eben die Seite nicht mehr besuchen. Der Seitenbetreiber hat dann vermutlich weniger Besucher und somit auch weniger Einnahmen durch seine Banner-Werbung, woraufhin er mehr Banner einsetzt, um seine Einnahmen zu behalten. Das verärgert aber die übrigen Leser und auch diese besuchen die Seite nicht mehr.
Ein Teufelskreis dem man nur durch noch mehr Inhalt gegenwirken kann, um neue Besucher über Suchmaschinen zu bekommen, alternativ kann man natürlich auch Clickbait Überschriften einsetzen. Es ist ein dummes und undankbares Spiel, das von vielen Faktoren beeinflusst wird. Faktoren, die man teils selbst beeinflussen kann oder andere denen man ausgeliefert ist. Wie man es dreht, es ist ein mieses Spiel. So verrückt es klingt, so verrückt könnten auch mögliche Lösungen sein.
Ich glaube das Thema „klassische News“ ist durch und damit kann man nicht wirklich Reichweite schaffen, dafür gibt es in den nächsten 1-2 Jahren Tools die kurze Inhalte (Bis 500 Zeichen) präzise in kürzester Zeit wiedergeben können, das ist kein Hexenwerk. Für mich beginnt die „Magie“ in dem was man vor ein paar Jahren noch als „Storytelling“ rausposaunt hat, Informationen ab von der Neuigkeit die Leser weiter in die Geschichte des Produkts / der Firma hineinzieht und den Lesern mehr bietet als die eigentliche News.
Warum das keiner macht? Wie immer ist Zeit die Antwort: Wenn wir einmal von 15-20 Artikeln pro Tag ausgehen, dann hat man bei einem normalen Arbeitstag lediglich 24 Minuten um einen kompletten Artikel zu schreiben, das beinhaltet dann aber auch die Recherche und alles was man noch so braucht. Das ist in meinen Augen zu wenig um einen guten Artikel abzuliefern, also fängt man wieder an zu schauen was „die Anderen“ so gemacht haben. Wie man es dreht und wendet, glaube ich, dass die Zeit der klassischen „News“-Schreiber bald ein Ende haben wird und wieder die eine oder andere Seite auf der Strecke bleiben wird.
Es muss sich aus meiner Sicht dringend etwas ändern, wenn wir nicht auf ein weiteres Seitensterben zusteuern wollen, den immer mehr neue Formate wollen die Leser an sich binden und wenn keine Leser mehr da sind, dann keine Seitenaufrufe usw. usw. Immer mehr ehemalige Seitenbetreiber / Redakteure die ich stellenweise sehr gerne gelesen haben wechseln die Seiten, was bleibt ist eine Lücke die eine Clickbait-Butze einnimmt. Schade, sehr schade.
Man kann eben nicht von allen erwarten, dass sie wert auf eigene Texte legen oder gar bereit sind, längere Zitate aus Pressemitteilungen entsprechend zu kennzeichnen. So ist das eben überall. Es gibt die guten und die schlechten. Ich für meinen Teil versuche seit einiger Zeit in möglichst allen Artikel ausführlicher die jeweilige Umstände zu erläutern. Zu Gerüchten ein Hinweis, wie vertrauenswürdig die Quelle ist. Oder eben Bullshit-Gerüchte einfach zu lassen, auch wenns Klicks bringen würde. Es macht mir schlicht keinen Spaß mehr. Aber natürlich muss man auch in der Lage sein, sich das aussuchen zu können. Auch kann es attraktiv sein die Sau zu schlachten, solange das möglich ist.
Ich will versuchen, alles irgendwie mehr und ausführlicher für den Leser einzuordnen, weil ich das auch durchaus von anderen so erwarte. Geht aber auch nicht immer, leider.
Deals können wir zum Beispiel auch nicht ignorieren, die gehören zur Finanzierung dazu. Aber die Preise sollten im Vergleich wenigstens gut oder möglichst Bestpreis sein.
Smartphone-Präsentationen lassen wir hingegen inzwischen fast komplett liegen. Die meisten Hersteller der Top 10 bringen 15 Modelle mit unterschiedlichsten Namen und kleinsten Verschiedenheiten in kürzester Zeit an den Start – die sind mir nicht mal mehr Testberichte wert.
Richtig „lustig“ wird es natürlich immer dann, wenn man Hersteller wie Xiaomi oder Huawei kritisiert. Dann kommen die Fanboys. Man sei „bezahlt“ oder Fan der anderen Marken, habe keine Ahnung. Da muss man bei einigen Kommentaren auch ein dickes Fell haben. Gebe ich nur Happy-PR-News aus, fällt das natürlich weg.
Ansonsten, Grüße gehen raus.
Ist mir bei euch auch aufgefallen, dass es mehr „individuell“ geworden ist. Das kleine 1×1 weiterhin zu spielen ist ja auch nicht verwerflich, die Frage ist allerdings ob es sich auch auf Dauer auszahlt diesen Weg zu gehen.
Hallo, ich bin über den Henning auf dich und diesen Artikel aufmerksam geworden – und ich gebe Dir völlig recht: Es heißt immer öfters Quantität vor Qualität. Für einen gut recherchierten Testbericht benötige ich manchmal eine Woche oder noch länger. Klar wäre es da einfacher einfach die Pressemitteilungen umzuformulieren (was ja auch viele Blogger machen) – doch wir wissen – dort stehen nur die positiven Dinge. Die Nachteile eines Produkts findet man nur durchs selbertesten heraus. Auch dieses gegenseitige abschreiben ist mir aufgefallen. Und die Kommerzialisierung wird immer schlimmer. Nun ist es ja nicht verwerflich, wenn man mit seinem Blog Geld verdient – aber es kommt auf das wie an!
Ich glaube aber, dass google erkennt, wenn sich Inhalte stark ähneln und diese Beiträge weniger hoch rankt – anders kann ich mir nicht erklären, dass meine Tests regelmäßig bei google unter den Top 3 oder Top 10 sind – was mich schon ein bisschen stolz macht.
Aufgrund meines Rankings kamen auch schon zahlreiche Affiliate-Vermarkter auf mich zu, ebenso wie Agenturen die gerne Gastartikel bei mir veröffentlichen möchten. Ich habe dies bisher abgelehnt weil ich keine „Werbe-Nutte“ oder noch schlimmer, Influencer werden möchte.
Dir noch viel Erfolg.. man liest sich..
CU
Peter
Jawoll, das sehe ich selbst. Und ich behaupte, dass sich unser Medienkonsum unterscheidet.
Was nerven mich die immer gleichen Artikel „Sehen wir hier das neues XYZ?“, die man mir immer wieder unterjubeln will!
Ich habe deshalb meine Art des Bloggens vor längerer Zeit geändert. Denn warum sollen die Leser anders drauf sein als ich? Wenn ich diesen Einheitsbrei nicht lesen will, wird das bei meinen Lesern nicht anders sein.
Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass man das Storytelling nennt. Ich nenne es Meinung und Erfahrung. Und ich muss nicht das machen, was zig andere auch machen. Denn das wäre nicht meins.
Gut, ich bin auch nicht getrieben von Werbebannern. Vielleicht macht das auch nen Unterschied. Fakt ist, dass man sich selbst treu bleiben muss, um bloggen zu können.