Mein Leben hinter der Maske

Das Internet, unendliche Weiten, unendliche Menge an Daten und Profilen. Viele dieser Profile bzw. der Benutzer sind allerdings nicht das was sie vorgeben zu sein. So auch mein Profil. Ich rede nicht davon mich, als jemand auszugeben, der ich nicht bin, ich rede davon mich nicht so zu geben, wie ich wirklich bin.

„Heile Welt nach außen, aber im inneren total kaputt“ so könnte man meine aktuelle Stimmungslage wohl am besten beschrieben. Angefangen hat das alles vor etwas mehr als 8 Jahren, als ich meinen erste ernsthafte „Depressive Episode“ hatte, die mich damals komplett aus der Bahn geworfen hat. Es war sogar so schlimm, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt in Behandlung begeben habe und wegen der Dringlichkeit innerhalb von 6 Woche einen Reha-Platz bekam. Ich war für 6 Wochen weg vom Fenster, weg aus der Gegend, weg von meinen sozialen Kontakten, weg von meiner damals hochschwangeren Frau und habe eine Therapie gemacht.

In meinem Kopf war ich schon immer so, dass ich es „alleine schaffen wollte“ und „Dinge erreichen“ wollte. So auch in diesem Fall, ohne Medikamente, lediglich durch Gespräche und viel Nachdenken habe ich es damals aus dem Tief geschafft.

Gleichzeitig habe ich mein berufliches Umfeld verändert (einer der Hauptgründe warum es mir damals so dreckig ging) und wollte zusammen mit meinem ersten Kind, meiner Frau und einem neuen Job einen Neustart wagen.

Das war vor 8 Jahren. In diesen 8 Jahren habe ich mich verändert und mir ein Verhalten angeeignet, dass mich schützen sollte, eine Rüstung und eine Maske die niemandem in meinem Umfeld eine Angriffsfläche bieten sollte. Nach Außen den „lustigen Nerd“ geben, aber unter der Rüstung mit den Monstern des Alltags und dem immer häufiger zurückkehrenden schwarzen Hund kämpfen – Ein zweites „Ich“ aufbauen und das neben dem echten Leben leben. Ein Theaterstück, eine Rolle, die das heile Seelenleben zeigt, denn aufzugeben war für mich nie ein Thema. Schwäche zeigen? Niemals!

8 Jahre läuft diese Schmierenkomödie nun schon und ich habe viel erreicht: Verlust fast aller sozialen Kontakte, ausuferndes Grübeln was ich nun als Nächstes tun muss um „zu funktionieren“, ständige Selbstzweifel sind nur ein kleiner Teil von den Kämpfen, die ich innerlich  fast täglich austrage.

Aktuell bin ich wieder in einer absoluten Tiefphase, in der ich gerne alles hinwerfen würde: meine Selbständigkeit, meine Ideen, meine Träume und meine Fantasien. An meinem Leben hänge ich zu sehr und auch meine Familie ist mir wichtig, aber ich belaste besonders auch meine Frau damit, dass ich nicht selbst mit mir klarkomme.

Es wird wohl wieder einmal Zeit mir Hilfe zu suchen und mich den Monstern des Alltags zu stellen, ich bin müde und habe die Kraft verloren es alleine zu schaffen, andere will ich damit nicht belasten, habe ich noch nie, wollte ich noch nie. Ich bin eher der Typ, der es selbst hinbekommen möchte und mein Dickschädel trägt nicht dazu bei, dass sich das noch einmal ändern wird.

Wenn ihr diese Zeilen jetzt bis hierher geschafft habt zu lesen, versteht der eine oder andere ev. warum ich mich manchmal verhalte, wie ich mich verhalte,…ich bin es einfach nicht, es ist ein Abbild, von dem ich will, dass mich der Rest der Welt sieht. Auch wenn ich manchmal ein paar Leuten damit auf den Schlips trete, es gehört zur „Show“. Alles um nicht selbst ins Fadenkreuz zu geraten und angegriffen zu werden, alles zum Selbstschutz um nicht zu zeigen wie kaputt der Typ in der glänzenden Rüstung wirklich ist. Ich will das nicht mehr, ich habe aktuell keine Kraft mehr. „Flasche leer“ wie einst ein Fußballtrainer mal sagte.

8 Jahre angetrieben von dem Gedanken etwas erreichen zu wollen, sei es im Job oder Privat. Irgendwann ist der Tank leer und man kann sich gar nicht mehr bewegen. 8 Jahre der „lustige Nerd“ sein, 8 Jahre mit einer Rüstung rumlaufen. 8 Jahre ohne „echte Freunde“, 8 Jahre in einem immer tiefer werdenden Loch, dass man sich selbst schaufelt.

Ich bin ich. Ich bin hier. Ich bin ein Mensch.

  1. Hi,
    ich finde es super, dass du darüber so offen schreibst. Ich wünsche dir alles gute und hoffe, dass es dir bald besser geht.
    Empfehlen kann ich dir leider nichts – mir geht es gelegentlich ähnlich (aber nicht so extrem wie bei dir). Arbeit, Familie und Hobbys unter einen Hut zu bekommen kann ganz schön schwer sein (wenn man selbstständig ist sicherlich noch mehr). Bei mir stellt sich der Körper sehr oft in den Weg und will nicht mehr so, wie ich das eigentlich können müsste. Soziale Kontakte sind auf jeden Fall wichtig und ich weiß, dass die ganzen Follower das sicherlich nicht ersetzen. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass einige davon sicherlich auch unterstützend zur Seite stehen würden.
    Ich wünsche dir alles gute und viel Kraft – ich glaube an dich.

  2. Puh. Ich wünsche dir dass du da raus findest. Ich empfehle Meditation. Ein paar Mal geführt um die richtige Methode für sich zu finden und von da an unbedingt regelmässig. Hat mir sehr geholfen.

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